Das künftige Los meiner ungläubigen Verwandten
Nur allein gerettet! Wäre dies Glückseligkeit?
Ein Aufsatz von M.Jaegle (Vergriffen)
Vorbildliche Leiden
Diese Überschrift ist Pauli Ausspruch über seine fleischlichen Verwandten entnommen (Röm. 9:1-3). Mit diesem Bekenntnis des Apostels zeigt Gott wie Er auch darauf achtet, welche Stellung die Seinen zu ihren ungläubigen Verwandten einnehmen. Damit wird ein Gebiet berührt, welches Gläubigen, die die Ihrigen vorbildlich lieben, schon manche bange Frage und viel Schmerz bereitet hat. Es ist ja wohl durchgehend so, dass jeder Mensch, sobald er sich durch den Glauben an Christus vom zukünftigen Gericht gerettet weiß, auch gleich um die Rettung seiner ungläubigen Familienmitglieder besorgt ist. Solange sie am Leben sind, kann man zwar noch stets die Hoffnung haben, dass auch sie zu diesem rettenden Glauben geführt werden. Sterben sie aber im Unglauben, dann kommen den gläubigen Hinterbliebenen die bangen Fragen, ob ihre Verwandten nun für immer verloren bleiben, oder ob noch Hoffnung für sie besteht. Zu dieser schmerzenden Ungewissheit tritt dann oft noch diese hinzu, ob ein solches Besorgtsein überhaupt Gott wohlgefällig sei, oder ob man es einfach abschütteln und sich davon lösen sollte?
Die befreienden Antworten auf diese Fragen finden wir im Bekenntnis des Apostel Paulus, wo er seine eigene Einstellung zu diesem Problem aufgezeichnet hat. Wie beruhigend ist es, da zunächst zu sehen, dass er ähnlich empfand, und dies nicht nur um seiner ungläubigen Verwandten, sondern um seiner sämtlichen Volksgenossen willen. Hören wir ihn selbst über dieses Erlebnis berichten: »Die Wahrheit sage ich in Christo, ich lüge nicht – indem mein Gewissen mir mit bezeugt in heiligem Geist – dass meine Betrübnis groß ist und unablässiger Schmerz in meinem Herzen – denn ich wünschte, selber von dem Christus weg in den Bann getan zu sein – für meine Brüder, meine Verwandten dem Fleische nach, die da sind Israeliten … « (Röm. 9:1-4). Paulus wurde gleich nach seiner Berufung angefeindet und verfolgt. Leider hat man aber diesen um seiner Verwandten willen erlittenen Leiden von jeher zu wenig Beachtung geschenkt. Sie wurden ihm verursacht, als Christus ihn ergriffen und gerettet hatte, während die Seinen und sein Volk als solche weiter im Unglauben dahingingen. Der Apostel machte sein eigenes Heil so von dem zukünftigen Los der Seinen abhängig, dass er gar nicht vermocht hätte, es zu genießen, solange diese im Unglauben verharrten und gar darin gestorben wären.
Ja, er ging noch weiter und legte seinem Herrn einen ergreifenden Entschluss und Wunsch vor. Er wünschte sich dasselbe Gericht, welches er über die Gegner seiner Botschaft ausspricht: »Jedoch wenn auch wir oder ein Bote aus dem Himmel euch ein Evangelium verkündigen, neben dem, das wir euch verkündigen, in den Bann getan sei er! Wie wir vorher geredet haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch ein Evangelium verkündigt, neben dem, das ihr erhieltet, in den Bann getan sei er!« (Gal. 1:8-9) und in das ja damit auch seine Volksgenossen kommen würden, wenn sie in der Feindschaft gegen Christus verharrten. Dabei dachte Paulus nicht einmal an eine endlose Qual seiner Angehörigen, sondern nur an das Israel bevorstehende zeitliche Gericht.
Eine ähnliche Gesinnung brachte schon Moses zum Ausdruck. Als der Herr Sein ungehorsames Volk vernichten und mit Moses eine neue Nation bilden wollte, konnte er sich nicht für die Annahme dieses ruhmvollen Angebots entschließen, sondern seinem Herzen entstieg ein inniges Flehen für das Volk (2.Mose 32:9 ff.). Ja, er zog sogar vor, aus der Rolle des Herrn ausgelöscht zu werden (V. 32) und das Israel angedrohte Gericht mit ihm zu tragen, anstatt die ihm angebotene hohe Stellung im gelobten Land zu genießen.
Bei einem zweiten, ähnlichen Anlass, als der Herr wieder Sein Volk vertilgen wollte und Moses erneut verhieß, ihn zu einer noch stärkeren und größeren Nation zu machen (4: Mose 14:12 ff.), stand er wieder für das durch Gericht zum Untergang bestimmte Volk ein. Diesmal aber war es die Ehre Gottes, die ihn zum Eintreten in den Riss nötigte. Er stellte sich vor, dass bei einer Vernichtung Israels die Nationen sagen würden: Gott hat Sich etwas vorgenommen, vermochte aber nicht, es auszuführen, weil Er nicht dazu imstande war (5. Mose 9:28). Das wäre für Moses unerträglich gewesen. Und nun appelliert er an den Herrn und Seine Macht zur Durchführung Seines Planes mit Seinem Volk. Und wieder ward er von Gott erhört. Wie muss er (Mose) mit dieser Gesinnung Sein (Gottes) Herz doch erfreut und erquickt haben!
Im tiefsten Innern hatte Gott ja dieselben Gefühle für sein Volk. Durch den Propheten Hosea tut Er diese kund, wenn Er spricht: »Mein Herz hat Sich in Mir umgewendet, erregt sind alle Meine Erbarmungen. Nicht will Ich ausführen die Glut Meines Zornes, … « (Hos.11:8-9). Ähnlich redet Er durch Jeremia (31:20). Und selbst wenn Er Gerichte vollstreckt, sagt Jesaja: » … befremdet ist Sein (Gerichts-)Werk – fremdartig ist Seine Arbeit« (Jes. 28:21). Wie deutlich bezeugt doch Gott mit diesem Wort, dass Er viel lieber Erbarmen walten lässt, als Gericht zu halten. Deshalb sind Seine Gerichte nie sinn- und zwecklose Zornesausbrüche, sondern wohl einschneidende, aber zurechtbringende Züchtigungen Seiner verirrten Geschöpfe.
Und schauen wir Seinen Sohn an, als Er auf Erden wandelte! Er schluchzte über Jerusalem im Blick auf das ihm bevorstehende Gericht: »Und als Er sich näherte und die Stadt gewahrte, schluchzte Er über sie und sagte: ›Wenn du doch erkenntest, und eben an diesem Tage auch du, was zu deinem Frieden ist! Nun aber war es verborgen vor deinen Augen, da die Tage eintreffen werden, über dich kommend und es werden deine Feinde einen Wall aufwerfen um dich und werden dich rings herum umzingeln und dich von überall her drängen, und werden dich schleifen und deine Kinder in dir, und nicht lassen Stein auf Stein in dir darum, dass du nicht erkannt hattest die gelegene Zeit, da du besucht wardst.‹« (Luk. 19:41-44). Obwohl Er (nach Matth. 23:39) um dessen Abschluss wusste, litt Er mit Seinem Volk, ja mit Seinen Feinden, denn sie waren im Begriff, Ihn dem Kreuzestod zu überliefern. Der Herr brach für sie in Tränen aus um ihres Gerichtes willen. Welch ein ergreifendes Bild! Aber den Höhepunkt erreichte diese Liebe am Kreuz, als Er Sich Seiner Mörder so erbarmte, dass Er um Vergebung für sie flehte. Damit hatte Er das Herz Seines himmlischen Vaters aufs völligste geoffenbart.
Diese Gesinnung sehen wir nun auch beim Apostel Paulus. Die meisten seiner Volksgenossen waren ja seine erbitterten Feinde, die ihn mit tödlichem Hass verfolgten. Und dennoch gehörten sie auch zu denen, um derer willen er litt. Der Gedanke an ihr zukünftiges Gericht erfüllte sein Herz mit großer Betrübnis und unablässigem Schmerz; wieviel mehr war dies der Fall um seiner nächsten Verwandten willen! Hier sehen wir ein Herz, in dem die Liebe Gottes völlig ausgegossen war, und weiter, wie sich diese im Denken, Fühlen und in der Tat äußert. Wenn dies Gott nicht wohlgefällig gewesen wäre, hätte Paulus nicht den heiligen Geist als Zeugen anrufen können: »Die Wahrheit sage ich in Christo, ich lüge nicht – indem mein Gewisen mir mitbezeugt in heiligem Geist – dass meine Betrübnis groß ist und unablässiger Schmerz in meinem Herzen – denn ich wünschte, selber von dem Christus weg in den Bann getan zu sein – für meine Brüder, meine Verwandten dem Fleische nach, die da sind Israeliten.« (Röm. 9:1,2). Auch wäre dieses schmerzliche Erlebnis nicht ins Wort Gottes aufgenommen worden. Dieses Herzeleid und Mitgefühl für ungläubige Verwandte ist also keineswegs eine krankhafte Verweichlichung oder übertriebene seelische Veranlagung. Es ist vielmehr eine Frucht der Gesinnung Christi. Und darin stellt uns der Herr Seinen Apostel als nachzuahmendes Vorbild hin, denn Er bevollmächtigt ihn, sich den Gläubigen also zu empfehlen: »Was ihr auch lerntet und erhieltet und hörtet und gewahrtet an mir, dies setzet in die Tat um.« (Phil 4:9).
Der göttliche Trost
Paulus berichtet jedoch von diesem Schmerz nicht als von einem Zustand, der ihm zeitlebens verblieben wäre. Auch darin ist er ein Vorbild, dass Gott jedem Gläubigen, der so um die Rettung seiner Verwandten besorgt ist, diesen Schmerz abnimmt. Er schenkt solchen einen so tiefen Einblick in Seinen Liebesplan, dass sie für das zukünftige Los ihrer Lieben von Herzen danken können. Und das vorhergehende Mitgefühl und Mitleiden ist das beste Mittel, das Herz für Gottes Offenbarungen Seines Endzieles empfänglich zu machen. Trotzdem wollen wir uns aber nicht von Gefühlen zur Annahme Seines alle umfassenden Liebesplanes bestimmen lassen. Denn das Wort muss und wird uns bestätigen, dass völlige Harmonie zwischen beiden besteht.
In des Apostels weiterem Bericht (Röm. 9) können wir nun genau erkennen, welche Wahrheiten seinen Schmerz in Dank und Freude und Anbetung umwandelten. Als erste nennt er Gottes Vorsatz, nach welchem Er zuerst nur eine Auswahl rettet. Mit Jakob und Esau führt er diese Wahrheit praktisch vor. (V. 11-13). Diese Erkenntnis machte ihn aber den Nichtauserwählten gegenüber keineswegs gleichgültig. Sein Herz wurde mit einem zuversichtlichen Flehen für ihre Rettung erfüllt (Röm. 10:1). Er war der Erfüllung dieser Bitte so gewiss, dass er freudeerfüllt bezeugte, Gott verstoße Sein Volk nicht (Röm. 11:1). Mit dieser ihm köstlichen Wahrheit bringt er wieder die Auserwählung in Beziehung. Unumwunden spricht er es aus (V. 5), dass in der jetzigen Frist nur ein Überrest gerettet wird, während die übrigen verstockt wurden (V.7). Doch erfüllt ihn in betreff deren Rettung kein Schmerz mehr, denn er sagt weiter (V:16): »Wenn aber die Erstlingsfrucht (der Überrest in V. 5) heilig ist, dann auch die Knetmasse, der Teig « (die Übrigen in V. 7)
Hier sehen wir, wie Paulus die Auserwählung verstand. In ihr sah er die Rettung der Nicht–Auserwählten eingeschlossen. So lehrt Gott mit des Apostels geistlichem Werdegang, dass man vor allem Klarheit über das Wesen der Auserwählung haben müsse, um über das zukünftige Los der Ungläubigen zur rechten Erkenntnis zu gelangen. Und diese besaß Paulus so gewiss, dass er es zuversichtlich und buchstäblich aussprach, ganz Israel würde noch gerettet werden (V. 26). Außerdem erhielt er noch einen weiteren Einblick in Gottes Mitleid und Rettermacht, den er in die Worte fasst: »Denn Gott schließt alle zusammen ein in die Widerspenstigkeit, auf dass Er Sich aller erbarme« (Röm. 11:32). Der Apostel erging sich aber nicht in Fragen und Diskussionen, in Für und Dawider und ob es überhaupt möglich sei, dass Gottes Erbarmen noch alle erreichen und retten werde, sondern er brach in einen Lobpreis Gottes aus (V.33). Aus diesem hört man einen wahren Jubel des Herzens heraus wegen der freudigen Gewissheit, dass nicht nur seine Volksgenossen, sondern sogar noch alle Menschen durch Gottes Erbarmen gerettet werden. So führt Gott den Gläubigen durch Seinen Apostel vor Augen, wie Er die belohnt, welche sich anderer so erbarmen, wie Er es selber tut.
Weil Paulus diese Offenbarung über Gottes Endziel mit Seiner Menschheit so machtvoll und freudebringend am eigenen Herzen erfuhr, gab er sie nicht nur als der von Gott beauftragte Vermittler weiter, sondern aus tiefstem Erleben heraus schwang sein Herz in warmer Dankbarkeit mit. Auf diese Weise weist er nun den Gläubigen denselben Weg, auf welchem er zu dieser Erkenntnis geführt wurde. Er spricht zu, dass für alle Menschen nicht nur Flehen, Gebete und Fürbitten getan werden sollen, sondern auch Danksagung (1. Tim. 2:1). Letztere würde er bestimmt nie empfohlen haben, wenn er geglaubt hätte, dass die meisten in der Widerspenstigkeit verharren und dafür in einem Feuergericht endlos leiden müssten. Wie könnte man das zusammenbringen? Aber diese Dankbarkeit begründet er damit, dass Gott, unser Retter, alle Menschen retten will (1. Tim. 2:4).
Für den Apostel war das aber nicht nur ein frommer Wunsch Gottes, dessen Erfüllung zweifelhaft sei, sondern. eine Verheißung, die Er bestimmt einlösen wird. Hören wir doch, wie herzeindringlich er diese Verheißung dem Glauben der Kinder Gottes empfiehlt: »Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert (denn dazu mühen wir uns und werden geschmäht), dass wir uns verlassen auf Gott, den Lebendigen, der da ist der Retter aller Menschen, vor allem aber der Gläubigen. Dieses weise an und lehre « (1. Tim. 4:9-11). Wenn Gott von Sich so bestimmt sagt: »Das bin Ich«, so ist es krasser Unglaube, diese Gottesoffenbarung zu bezweifeln, sie nur als eine Wunschäußerung aufzufassen und ihre Erfüllung vom Wollen der Geschöpfe abhängig zu machen.
Zunächst ist aus diesem Wort zu erkennen, dass Gott für die große Masse der Menschheit denselben Rettungsplan hat wie für Israel. Das will heißen, dass Er auch aus ihr zuerst nur eine beschränkte Zahl von zuvor Auserwählten errettet und erst darauf die übrigen. Deshalb wird zu diesem Zeugnis, dass Gott der Retter aller Menschen ist, auch sofort dazugesetzt: » … vor allem aber der Gläubigen«. Auch 1.Kor.15:23-24 finden wir diese Ordnung in der Abwicklung des göttlichen Rettungsplanes. Wenn daher aus jeder Generation der Menschheit nur stets eine gewisse und dazu kleine Zahl von Menschen gerettet wird, so ist das keineswegs ein Misserfolg der Evangelisation, sondern entspricht der Ordnung des göttlichen Heilsplanes.
Was nun diesen großen göttlichen Vorsatz zur Rettung aller Menschen betrifft, versichert Paulus der Gemeinde, dass er » …würdig sei, im Glauben aufgenommen zu werden«, und von solchem Wert, dass man ihn willkommen heißen solle. Mit welch innerem, freudigen Drang muss doch der Apostel diese göttliche Ermunterung niedergeschrieben haben! War es ja gerade die Offenbarung, welche ihm seine Betrübnis und seinen Herzensschmerz in Jubel und Lobpreis Gottes verwandelte (Röm. 11:32)!
Schon allein diese Verheißungen zeigen, dass es kein endloses Gericht gibt. Die Lehre des Wortes Gottes, welche dies begründet, ist so einfach und leicht fasslich. Im Urtext gibt die Schrift die Dauer der Gerichte mit »Äonen« an. Diese Zeitläufe haben also Anfang und Ende. Die Schrift redet vom Abschluss des nunmehrigen Äons (Matth. 13:39). Weiter enthält sie noch zwei Stellen, die von allen Äonen, auch vom letzten, ein Ende bezeugen. Hebr. 9:26 ist zu lesen: »der Abschluss der Äonen« und 1. Kor. 10:11: »die Abschlüsse der Äonen«. Gottes Wort kennt also kein »ewiges Gericht«, sondern ausschließlich »äonische Gerichte«, die alle zu einem Abschluss führen.
Doch belässt es der Geist Gottes nicht nur bei der Versicherung, dass dies Wort von der Rettung aller Menschen glaubwürdig und jeden Willkommens wert sei. Er geht noch weiter, er befiehlt, es in der Gemeinde anzuweisen und zu lehren! Wenn nun Gott eine solche Offenbarung über Sich gibt und einen solchen Willen für ihre Verbreitung bekundet, so sollte man meinen, dass ihr überall die Herzen weit offen stünden und sie mit großer Freude und Dank aufgenommen würde. – Aber ach, schon Paulus und seine Mitapostel erfuhren reichlich das Gegenteil! Sie mussten sich mühen, sie weiterzugeben und wurden ihretwegen geschmäht. Und das von Gläubigen! Eins ist sicher, diese Gläubigen litten nicht um ihrer ungläubigen Verwandten willen wie Paulus und kümmerten sich wenig um deren Geschick nach dem Tode, sonst hätten sie eine solche göttliche Versicherung ihrer zukünftigen Rettung willkommen geheißen.
Diese Situation besteht leider zum großen Teil auch heute noch in der Gemeinde. Die Wahrheit, dass Gott noch alle retten wird, wurde durch die Lehre verdrängt, dass Er nur wenige retten könne, während der weitaus größte Teil der übrigen Menschen in ein endloses Feuergericht komme. Diese ungöttliche Auffassung eignet sich jedoch gut als Prüfstein der Herzen. Denen, welche sie glauben und gar noch für sie einstehen, dabei aber weder Betrübnis noch Schmerz im Herzen fühlen, fehlt die vorbildliche Gesinnung des Apostels Paulus. Doch gibt es Gläubige, die sich in die endlose Qual der Ihrigen hineindenken und diese so zu Herzen nehmen, dass sie oft sehr schwer darunter leiden.
Das kann ich mit meinem eigenen Erleben
bezeugen, welches mir erlaubt sei, hiermit wiederzugeben.
Als ich durch den Glauben an Christus zum neuen Leben gekommen war, bewegte mich auch sofort die Rettung meiner ungläubigen Familienglieder, denn ich gehörte damals zu einer Versammlung, in der sehr stark die Lehre von der endlosen Qual der Ungläubigen betont wurde. Es war mir deshalb ein großer Schmerz, dass mein Zeugnis von Christus ohne Wirkung auf meine Verwandten blieb, und dies trotz ernster Gebete. Als meine Großmutter auf dem Sterbebett lag, mühte ich mich, sie zur Annahme von Christi Erlösungstat am Kreuz zu bewegen. Aber ihr letztes Wort an mich war: »Ja, ist das auch wahr, was Du mir sagst?« Das brachte mich in eine solch innere Betrübnis und erfüllte mein Herz mit einem solchen Schmerz, dass ich wörtlich zu Gott sagte: »Wenn Du wirklich meine Großmutter und meine übrigen Familienangehörigen nicht retten kannst, so vermag ich meine Seligkeit auch nicht zu genießen!« Dies sprach ich, ohne damals schon zu wissen, dass ich genauso empfand, wie der Apostel Paulus.
Als dann meine Großmutter ohne Heilsgewissheit gestorben war, sah ich keinen Ausweg. Ich glaubte fest, was ich gelehrt wurde. Auch konnte ich mich nicht damit trösten, dass ihr Gott gnädig sein werde, denn für mich war die ewige Verdammnis eine unumstößliche biblische Wahrheit. Sie, die Großmutter, war ohne lebendigen Glauben an Christus gestorben und war nach meiner Erkenntnis nun für ewig verloren. Mit diesen mich quälenden Gedanken schritt ich hinter ihrem Sarge her im Bewusstsein, dass ich sie zu einer furchtbaren, nie aufhörenden Qual geleite! Und immer wieder stand dieses Schreckensbild vor meinen Augen und verdüsterte mein Glaubensleben wie eine schwarze Wolke.
Um jene Zeit wurde ich auch zur Erkenntnis geführt, dass der Herr bald kommt. Da ich meinte, dass es nach diesem Ereignis keine Rettungen mehr gäbe, fühlte ich mein Heil wie eine Schuld den vielen Ungläubigen gegenüber, die in völliger Gleichgültigkeit der ewigen Verdammnis entgegengingen. Das bewegte mich so tief, dass ich ganze Dörfer durchzog und Tausende von Traktaten verteilte, die vornehmlich von der ewigen Verdammnis handelten. Ich meinte bestimmt, dass durch diese Bemühungen Menschen zur Bekehrung kommen würden. Aber meinem Zeugnis und Hinweis auf Christus als den Reiter vor diesem schrecklichen Gericht wurde selten Beachtung geschenkt, und ich erlebte keine einzige gläubige Aufnahme des Wortes vom Kreuz.
Wieder stiegen mir tief bewegende Fragen auf: Wenn doch Gott alle Menschen von diesem Gericht retten will – und nun war so vielen der Heilsweg gezeigt und die Möglichkeit zur Rettung geboten worden – weshalb hat Er Sich nicht dazu bezeugt und wenigstens einige Bekehrungen gewirkt? So wurde mir auch der heutige Bau des Reiches Gottes ein Rätsel: Was ist das für ein Gottesreich, das in allen Generationen nur eine Handvoll Menschen zählt, während die Weltreiche dauernd groß und stark bleiben und deshalb die meisten Menschen der ewigen Verdammnis anheimfallen?
Hier haben wir ein Beispiel davon, wohin es führt, wenn man die Verdammnislehre wirklich glaubt, ihr weiter nachsinnt und ihre Folgen bedenkt. Aber das wird leider zu wenig getan, und deshalb lernt man sie in Wirklichkeit nie richtig kennen und kommt nicht von ihr los. Wer sich nämlich so tief betrübt, dass sein Herz mit Schmerz erfüllt wird um seine Verwandten, ja sogar um aller Ungläubigen willen, dem belässt der Herr nicht ein so bedrückendes Glaubensleben.
Ganz ähnlich wie bei Paulus, so kam auch für mich eine Erlösung von dieser mich zur Verzweiflung treibenden Lehre. Der Herr ließ mir einen Traktat in die Hand legen über den Zweck der göttlichen Feuergerichte. Auf vier Seiten war in gedrängter Kürze bezeugt, dass Gottes Gerichtsfeuer für die Ungläubigen nicht endlos ist, sondern da Er mit diesem schmerzvollen Erziehungsmittel Heilsabsichten mit Seinen Gerichteten verfolgt und auch erreicht. Dieses kurze, auf Gottes Wort gegründete Zeugnis des Traktats genügte, um es mir wie Schuppen von den Augen fallen zu lassen. Der Geist Gottes hatte mein inneres Auge erleuchtet, dass ich auch sofort das wahre Endziel Gottes erkannte und glauben konnte. Unbegreifliche Freude und Jubel erfüllten mein Herz! Die Gewissheit, dass Gott durch Christus auch der Retter meiner verstorbenen Großmutter und anderen Verwandten und meiner Volksgenossen, ja aller Menschen ist, erzeugte in mir einen solchen Dank zu Gott, der größer war als der für meine eigene Rettung. Nun erkannte ich, dass die Lehre der ewigen Verdammnis eine Gott verunehrende ist, die den Gläubigen Sein liebendes Vaterherz verdeckt. Ich konnte nicht begreifen, dass ich an Ihn als einen so hartherzigen und erbarmungslosen Tyrannen hatte glauben können.
Mit Eifer vertiefte ich mich nun weiter in diese Auslegung des Wortes Gottes, in welchem Seine Gerichte als genau Seinem Liebesplan entsprechend gelehrt wurden; die das Wort der Wahrheit recht teilten und die Unmöglichkeit einer endlosen Qual der Ungläubigen auch damit bewiesen, dass während der heutigen Gemeindezeit ja nur die auserwählten Glieder der Gemeinde Christi gerettet werden (Eph. 1:4). Um ganz sicher zu sein, las ich aber auch alle mir erreichbaren Gegenschriften. Doch diese bestärkten mich nur noch in meinem Glauben, denn ich sah, dass die Lehre der endlosen Verdammnis mit falsch übersetzten Bibelstellen bewiesen wird, ohne Erkenntnis über das wahre Wesen und den Charakter der Gerichte Gottes.
Das geschah vor dreißig Jahren. Aber ich kann bezeugen, dass mir die damals geschenkte Glaubensfreudigkeit nie mehr verloren ging. Mit meiner Mithilfe an der Verbreitung dieser Lehre erstatte ich zunächst meinem Herrn den Dank und dann auch Seinen Lehrern, durch deren mutvolles Zeugnis Er mir diese so herrliche Wahrheit zukommen ließ. Wenn mir dabei Gegner entgegentreten, so denke ich und habe es auch schon manchem gesagt: Wenn Ihr auch schon so um Eure ungläubig verstorbenen Verwandten wegen ihrer ewigen Qual gelitten und für Pauli ähnliche Leiden Verständnis hättet, so würdet Ihr bestimmt diese Höllenlehren weder annehmen noch verteidigen, sondern von ganzem und dankbarem Herzen an die Erfüllung der Verheißung Gottes glauben, dass Er noch alle Menschen retten und glücklich machen wird. – So weit mein eigenes Erlebnis.
Nun steht diese Erfahrung nicht vereinzelt da. So und ähnlich sind seither schon viele Gläubige zu dieser so beglückenden Wahrheit geführt worden. Das zeigt, dass allein die Äußerungen eines von Christi Liebe erfüllten Herzens die ewige Verdammnis als eine nicht von Gott stammende Lehre offenbar machen. Diese Empfindsamkeit der Liebe stimmt nämlich mit Gottes Verheißungen und Christi Gesinnung überein. Doch gibt es noch andere Beweise, welche dieses Urteil bestätigen. Da ist vor allem:
Der Ursprung der Lehre von der Ewigen Verdammnis
Verfolgen wir diese Spur zurück, so führt sie keineswegs zu Gottes Wort. Ihre Quelle finden wir vielmehr in der Kirche, und zwar, als sie schon stark in den Abfall geraten war. Aus dieser Zeit ist nämlich die Lehre von der endlosen Qual der Ungläubigen herausgeboren. Ihr Eindringen in die Kirche hängt mit einem geschichtlichen Ereignis zusammen, das leider viel zu wenig bekannt ist. Durch die Christianisierung des römischen Reiches ergab sich die Notwendigkeit, die Bibel auch in die eigentliche Sprache Italiens, das Lateinische, zu übersetzen, obgleich damals das Griechische selbst in Rom noch weit verbreitet war.
In diese auch von der Kirche übernommene Sprache wurde nun die Bibel übertragen. Diese Übersetzung ist unter dem Namen »Vulgata« bekannt. In ihr wurde das Wort »Äon« mit »Aeternum« übersetzt, was man anfangs noch sehr richtig als Zeitalter mit Anfang und Abschluss verstand. Doch durch die verderbte Theologie der römischen Kirche erfuhr es bald darnach eine unheilvolle Abänderung. Ihre Führer kannten weder die Gnade noch die Liebe Gottes. Sie waren harte, gesetzliche Männer, die Gott nur als den strengen, unnachgiebigen Richter verkündigten, der ihnen damit die Mittel verlieh, die Menschen in Furcht und Abhängigkeit von der Kirche zu halten. Um eine ganz wirksame Drohung gegen die Abtrünnigen zu haben, wurde dem Wort »Aeternum« eine endlose Dauer beigelegt. So hat man aus dem äonischen, begrenzten Gericht ein endloses gemacht, und so ist der Bannfluch einer ewigen Hölle entstanden. Hier haben wir die Quelle dieser Lehre und den Weg, auf dem sie in die Kirche eindrang. Viel später kam dann in der katholischen Religion auch noch die der Schrift unbekannte Lehre vom Fegefeuer auf, aus dem man herauskommen würde, wenn genug gebüßt war.
Alle mittelalterlichen Übersetzungen vor der Reformation gründeten sich auf die Vulgata. Die Reformatoren selbst übersetzten zwar nach dem damaligen besten griechischen Text, haben aber leider den Begriff »Ewigkeit« aus der damaligen römischen Kirchenlehre übernommen und dem Urtextwort »Äon« die Ewigkeit als Bedeutung aufgenötigt. Da dies aber an vielen Stellen unmöglich war, übersetzten sie es auch mit »Welt«. Das war freilich keine gute Übersetzungsmethode. So drang der Begriff von der ewigen Verdammnis als Glaubensgut der Reformation auch in den Protestantismus ein.
Der Tiefstand der Lehre von der endlosen Qual
Dieser Lehre war nun durch ihre Bestätigung durch die Reformation die Möglichkeit gegeben, auch weiterhin in der Neuzeit der Gemeinde im Gewande der Wahrheit einherzugehen. Durch ihr jahrhundertelanges Bestehen hatte man sich an sie als unerschütterliches Dogma gewöhnt. Man wusste nichts weiter, als dass Gottes Endziel mit einem endlosen Gericht endigen würde. Im trüben Lichte dieses falschen Vorurteils wurden die wahren, anders lautenden Weissagungen über die Vollendung gelesen und ihre Auslegungen der ewigen Verdammnis angepasst. Aber stets trug diese Lehre die Erkennungszeichen ihres Ursprungs. Bei ihrer Erzeugung haben jene vom wahren Glauben abgeirrten Männer weder mitleidsvoll an ihre Verwandten, noch an ihre Volksgenossen und noch viel weniger an alle Menschen gedacht. Hart und kalt haben sie eine ewige Hölle erfunden und ihr die Mehrzahl der Menschen zu ewigem Leid übergeben. So wurde das göttliche Gericht durch ein menschlich-kirchliches ersetzt. Wäre dies wirklich eine Lehre des Wortes Gottes, so würde Paulus mit seinen Leiden um seine Verwandten als ein verweichlichter und seelisch kranker Mensch dastehen, der beim Gedanken an Gottes Gericht jeden inneren Halt verlor, einem ganz unmannhaften Schmerz anheimfiel und zumindest Gottes Aussprüche stark kritisiert hätte! Und wer könnte so etwas für möglich halten?
Diese Lehre geht kalt und rücksichtslos über die endlosen Qualen der Verdammten hinweg. Und wenn die, welche sie glauben, nicht ein von Gottes Liebe erfülltes Herz haben und schwer unter ihr leiden, so stehen sie in Gefahr, auch so mitleids- und gefühllos zu werden wie ihre Erfinder. Wenn bei ihrer Verkündigung Pauli Erfahrung mit einbezogen würde, so müsste gesagt werden, dass alle, die sie glauben, große Betrübnis und unablässigen Schmerz im Herzen tragen werden. Wenn dies wirklich getan würde, so dürften ganze Gemeinden, in denen sie beharrlich gelehrt wird, nur noch Trauerlieder singen und müssten auf ihrem Versammlungslokal die schwarze Flagge hissen. Dazu müsste auch gesagt werden, dass diese Lehre den Genuss des eigenen Heils unmöglich macht, denn wohl jeder Gläubige hatte Verwandte, die ohne Heilsgewissheit starben. Ja, alle, die für sie eintreten, sollten sich getrieben fühlen, von Haus zu Haus zu gehen, um ein Rufen und Warnen vor der ewigen Qual in die ungläubige Menschheit erschallen zu lassen. Aber leider ist dem nicht so. Man beharrt auf dieser Lehre ohne Mitgefühl und Mitleid, sich hinter einer ebenso mitleidslosen Gerechtigkeit Gottes versteckend!
Man kann tatsächlich fast sagen, dass seit dem Apostel Paulus eine Verkehrung in der Gesinnung vor sich ging. Anstatt sich durch die endlose Qual der meisten Menschen in die Unmöglichkeit des Genießens seines eigenen Heils versetzt zu finden, wird oft mit einer solchen Zähigkeit an ihr festgehalten, als ob man an seinem zukünftigen Herrlichkeitsleben Einbuße erlitte, wenn schließlich doch noch alle Menschen gerettet würden! So wird den Ungläubigen das Verständnis für einen weisen und liebewaltenden Gott gänzlich verschlossen.
Dies ist noch nicht die übelste Frucht dieser Lehre, dass sie die Herzen dem Nächsten gegenüber, den man doch lieben soll, wie sich selbst, so hart und kalt macht. Viel schlimmer, ja das Schlimmste an ihr ist, dass sie auch Gottes liebendes Vaterherz mit dieser Gesinnung zu belasten sucht. Durch sie ist auch ein ganz entstelltes Vollendungsbild entstanden. Dort nähmen Gott und Christus die Huldigung einiger weniger entgegen, unberührt und ohne Mitleid ob der unaufhörlichen Wehrufe der in endloser Qual Leidenden. Es ist schon vorgekommen, dass Ungläubige, die durch sehr schwere Leiden gingen, nachher sagten: »Nicht meinem ärgsten Feind würde ich wünschen, was ich litt!« Dabei handelt es sich nur um kurz beschränkte Leiden. Würde man aber solchen Weltleuten nahelegen, da sie ihren Feinden eine endlose Qual wünschen sollten, so würden sie sich über eine solche Zumutung entrüsten. Aber die Verdammnislehre mutet Gott und den Seinen ohne weiteres eine solche grausame Gesinnung zu. Wie oft kam es doch schon vor, dass sich edel denkende Weltmenschen von einem »solchen Gott«, der die meisten Menschen in eine endlose und zwecklose Qual stürzt, völlig abgestoßen fühlten!
Die Ewige-Verdammnis-Lehre hebt nicht nur Gottes Liebe und Erbarmen auf, sie spricht auch Christus die Fähigkeit ab, das All Gott so unterzuordnen, dass Er alles in allen sein kann. Dieser endgeschichtlichen Verheißung, die in Christus »Ja« ist (2. Kor. 1:20), setzt sie ein glattes »Nein« entgegen! Gott hat zwar das All für Seinen Willen erschaffen (Offb. 4:11), aber nun würde es vom Willen vieler Geschöpfe anders geformt, als Er es haben wollte! Damit wird der Wille des Geschöpfes über den des Schöpfers erhoben. So muss also nun Gott Sich als den Turmbauer hinstellen lassen, der wohl nach Seinem Plan anfing zu bauen, aber nicht die Mittel besitzt, Sein Werk erfolgreich zu Ende zu führen (Luk. 14:28-30).
Ein Moses hätte es um die Ehre des Herrn willen nicht ertragen, dass die Feinde Gottes hätten sagen können: »Gott hat nicht vermocht, Seinen Plan und Willen durchzuführen« Wo sind die Männer in den Reihen der Verteidiger der ewigen Verdammnis, die ebenso empfinden, denen das Dogma vom Unvermögen Gottes, die Gesamtmenschheit in das Land des glückseligen Lebens zu bringen, wie Er es Sich vornahm, einfach unerträglich wird und nun um Seine Ehre eifern? Mose brach in ein Flehen aus und rang um die Erfüllung dieser Verheißung! Warum denkt man nicht daran, dass Gottes Feinde, und vor allem Sein größter, Satan, den Ruhm für sich haben würden, Gott wirksam an der Ausführung Seines Planes gehindert zu haben? Warum bleiben die Herzen ob dem so gleichgültig und ohne Betrübnis? Aus ihnen sollte doch ein inniges Flehen zu Gott aufsteigen, dass Er dieses so tragische Endziel doch unmöglich mache und Seinen Vorsatz zur Ausführung bringen möchte! Noch ganz abgesehen davon, dass im Falle der Undurchführbarkeit des göttlichen Rettungsplanes einer der Gottesmänner aus dem Buch des Herrn ausgetilgt und der andere sich die Verbannung von Christus wünschte. Aber solche Gedanken und Gefühle darf die Verbannungslehre nicht aufkommen lassen, sonst würde sie haltlos und für ihre Verteidiger untragbar. Man kann diese Lehre prüfen von welcher Seite man will, stets wird sie von Gottes Wort abgelehnt als nicht aus ihr stammend.
Die Wiedererstehung der Wahrheit
Gott hat in Seiner Geduld und Weisheit der Lehre der endlosen Qual eine lange Zeit einberaumt. Sie war Ihm dienlich, um die Herzen der Gläubigen zu prüfen, ob sie Pauli Gesinnung hätten. Aber auch im Blick auf diese Lehre kam Seine Stunde, um Seiner Gemeinde Lehrer zu erwecken, denen Er die Erkenntnis Seines wahren Vollendungszieles wieder neu schenkte. Dazu setzte Sein Geist genau dort ein, wo dieser Abweg seinen Anfang nahm. Er ließ diese Lehrer entdecken, dass »Ewigkeit« eine irrige Übersetzung des Urtextworts »Äon« ist, so dass nun die Gläubigen wieder eine Bibel lesen können, in welcher vom äonischen anstatt vom ewigen,
d. h. endlosen Gericht, die Rede ist. Hierzu gilt es aber folgende sehr wichtige Tatsache festzuhalten: Dieses Urtextwort »Äon« hebt die Gerichte nicht auf, sondern zeigt sie im Gegenteil in ihrer ganzen Schärfe, um die leichtfertigen Sünder und sogar die lauen Gläubigen heilsam zu schrecken. Das Wort »Äon« verhindert nur, dass irgendein Gericht in die Endlosigkeit gezogen wird. So hat Sich Gott mit einem einzigen Wort für Seine verletzte Ehre, Seine verdunkelte Liebe und Sein verkanntes Erbarmen eingesetzt.
Wenn nun aber eine falsche Lehre Jahrhunderte lang im Gewande der Wahrheit einherging und sich auf eine lange Tradition stützen kann, so wird die entgegengesetzte Wahrheit nicht sofort von allen erkannt und angenommen. Genau wie zu Pauli Zeit wird ihr Widerstand entgegengebracht. Und so findet sie auch heute wieder ihre unglückseligen Verteidiger.
Die Verteidigung der Lehre von der Ewigen Verdammnis
Ein näheres Eingehen auf die Art, wie diese Lehre verteidigt wird, bringt es ebenfalls zu Tage, dass sie nicht auf die Schrift gegründet ist. Das Nächtsliegende ist, dass man das Wort »Ewigkeit« nicht aufgeben will. Wenn man aber ein so klares und gut verständliches Urtextwort umgehen muss, um eine Lehre zu stützen, so steht man schon damit auf einem schwankenden Grund. Es wurde schon versucht, gegen das Wort »Äon« dadurch Misstrauen zu erwecken, dass man dem gewöhnlichen Gläubigen überhaupt das Heranziehen von. Urtextausdrücken in der Schriftauslegung als für ihn zu schwer verständlich hinstellte. Da nun aber Gott von »äonischem Gericht« redet und dazu Aussprüche über die Abschlüsse der Äonen macht, so kann doch jeder Gläubige verstehen, dass Er nicht will, dass noch irgendein endloses Gericht gelehrt werde. Dies aber trotzdem nicht anzunehmen, heißt mit Recht, gegen besseres Wissen der Wahrheit zu widersprechen.
Doch dieser Wahrheit wird entgegengehalten, dass wenn Gerichte nicht endlos sind, es auch unser zukünftiges Leben nicht sei. Hierzu ist zu erwidern, dass der Ausdruck »äonisches Leben« besagt, dass dieses durch die kommenden Äonen hindurch dauert. Während aber am Ende der Äonen das Gericht aufhört, geht das Leben der Gläubigen ohne Unterbrechung in das endlose Leben über.
Nun ist ja allgemein üblich, den Schluss von Matth. 25 gegen die Wahrheit auszuspielen, dass äonisch nicht ewig bedeutet, weil man irrtümlich meint, bei diesem Gericht sei von der unabänderlichen Zukunft aller Menschen die Rede. Man übersieht, dass es ein Gericht im Tal Josaphat über lebende Menschen ist, die in der Endzeit gegen das gläubige Israel ziehen und dass also Tote gar nicht dazu auferstehen. Auch werden die Menschen dort keineswegs nach ihrem Glauben gerichtet, sondern wegen ihrer Sünden an Israel, was Joel 3 beweist, wo dieses Gericht ausführlich beschrieben wird. Niemand erhält dabei Auferstehungsleben, denn das Reich, das den Gerechten verliehen wird, ist das äonische Messiasreich auf Erden, das eben keineswegs ewig ist. Es dauert nur tausend Jahre.
Weiter verteidigt man die Lehre von der ewigen Verdammnis, indem man die Lehre von der Rettung aller Menschen zu verdächtigen sucht. So wird behauptet, dass ihre Vertreter sagen, Gott sei viel zu lieb, um jemanden in die Hölle zu werfen, und weiter, dass sie die Heiligkeit, Gerechtigkeit und die Gerichte Gottes übergehen. Gewiss, es mag solche Einzelgänger geben, die so lehren und Gott so darstellen, als ob Er überhaupt den Sünder nicht strafen könnte. Aber diese können niemals weit kommen, denn kein recht denkender Gläubiger wird eine solche Lehre annehmen, die der Sünde Vorschub leistet. Es sei hier ausdrücklich gesagt, dass die biblische Lehre über die Gesamtrettung kein einziges Gericht übergeht oder leugnet, aber sich dafür einsetzt, dass es in Gottes Heilsplan auch kein einziges endloses Gericht gibt. Hier liegt der Brennpunkt dieses Lehrkampfes in der Gemeinde. Man erforsche nur gründlich sämtliche Gerichte Gottes und man wird bewahrt vor der Annahme endloser Qual für auch nur eines der Ungläubigen. Bei diesem Forschen wird man nämlich von einer solchen Strenge, Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes beeindruckt, und dazu von solch erhabenen Zielen und Zwecken, die in Gottes Gerichten walten, dass die Notwendigkeit, irgendein Gericht in die Endlosigkeit zu ziehen, sich gänzlich erübrigt. Damit wird auch Antwort auf eine weitere Entgegnung gegeben, die lautet: Man dürfe die Lehre von der Rettung aller Menschen nicht verkündigen, weil sonst Zuchtlosigkeit einreißen würde! Nach dieser rein menschlichen Folgerung würde ja Gott mit seiner Anweisung, dies in der Gemeinde zu lehren, selbst Wege zur Zuchtlosigkeit eröffnen. Auch daraus geht hervor, wie wenig man die eigentlichen Gerichte Gottes in ihrer ganzen Schärfe erkennt und es nicht versteht, diese bei Zuchtlosen zur Überführung und zur Zurechtweisung anzuwenden. Wenn tatsächlich die Höllenlehre vor Zuchtlosigkeit schützen und sie verhindern könnte, so müssten ja diese Kreise, in denen sie gelehrt wird, Mustergemeinden wahrer Heiligung sein. Ein prüfender Überblick wird jedoch wohl kaum zu dieser Feststellung gelangen.
Gott sei Dank gibt es aber stets Gläubige, die sich nicht einfach damit abfinden, dass ihre ungläubig verstorbenen Angehörigen endlos leiden sollen, und die nach Trost suchen. Für die Prüfung dieser Lehre ist es von besonderer Wichtigkeit, was ihre Verteidiger solchen für Auskunft und Trost geben. Hören wir, was ein Schriftausleger unserer Tage, der die ewige Verdammnis mündlich und schriftlich verbreitet, darüber schreibt:
»Werden wir im Himmel unglücklich sein? Sagt man Fragestellern, dass das Gebet für die Verstorbenen nutzlos sei, dann antworten manche: ›In diesem Fall werde ich aber im Himmel unglücklich sein, wenn ich die Meinigen dort nicht finde‹. Diese Fragesteller vergessen, dass unsere Verwandtschaft nur dem verweslichen Leibe nach besteht und mit dem Tode aufhört. Dort werden wir dasselbe Empfinden haben wie der Herr. Was immer Er als Richter verurteilen wird, zu dem werden wir ein lautes ›Amen‹ sagen. Oft aber wissen wir auch gar nicht, was im Herzen Verstorbener in letzter Stunde vor sich gegangen ist; denn es braucht nur einen Blick aufs Kreuz, und es ist Rettung da. In der Herrlichkeit wird alles vollkommen sein, so dass wir niemanden vermissen werden.«
Das ist die Antwort, die im Prinzip denen gegeben wird, die um ihre Verwandten besorgt sind. Sie werden nur als Fragesteller behandelt und das zeigt, wie wenig Verständnis ihrem Schmerz entgegengebracht wird. Ihr doch so schriftgemäßes Lieben wird in den Bereich menschlicher Unvollkommenheit verwiesen. Anstatt Trost bekommen sie gleich einen Vorwurf, dass sie etwas »vergessen«, was aber in Wirklichkeit die Schrift gar nicht lehrt. Nach dieser Deutung über das Aufhören der Verwandtschaft nach dem Tode müsste ja eine Mutter ihren ungläubig verstorbenen Sohn einfach aus ihrem Gedächtnis auslöschen, weil er ein ihr unbekannter Fremder geworden wäre. Und das soll auch das Empfinden unseres Herrn sein!? Ebenfalls wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Er, als der Richter, gefühllos die Ungläubigen zu endloser Qual verurteilt, ohne Sich weiter um sie zu kümmern, da sie Ihm ja völlig fremd sein sollen. So stellt die Verdammnis-Lehre unseren Heiland hin, der am Kreuz für seine Feinde den Vater um Vergebung bat und der unwandelbar derselbe ist (Hebr. 13:8): Auch allen Geretteten in der Herrlichkeit wird dieselbe Gesinnung zugemutet. Auf Grund völligen Vergessens unserer Verwandten, die sich dann in endloser Qual befänden, würden wir niemanden vermissen. Und das soll der Ausweg sein, um hier schon von Leiden um ungläubige Angehörige befreit zu werden und um die Herrlichkeit des zukünftigen Lebens ungetrübt genießen zu können! Somit besäße unser Auferstehungskörper weniger Fähigkeiten als der jetzige sterbliche, da wir uns ja stets und unvergessbar unserer verstorbenen Lieben zu erinnern vermögen! Und das nennt man »Vollkommenheit in der Herrlichkeit«!
Mit dieser Erklärung wird mit größter Gleichgültigkeit über die endlose Qual aller der Menschen hinweggegangen, die einem fremd sind. Und doch weiß jeder Gläubige, dass Gott, wie seine Verwandten, auch alle anderen Menschen gleich liebt. Damit wird aber der Gesinnung Vorschub geleistet, wie sie schon zum Ausdruck gebracht wurde, dass an die Verdammung glaubende Gotteskinder von ihren ungläubig Verstorbenen sagten, Gott werde ihnen doch noch gnädig sein – während man für die vielen fremden Menschen die ewige Qual aufrechterhält.
Ein besonders gutes Argument gegen die Lehre, dass man nicht mehr in der Ewigkeit um seine Verwandten leiden würde, liegt in der göttlichen Zurechtweisung des Propheten Jona. Gott tadelte Jona, weil es ihn nicht der Stadt Ninive jammere, wie es Gott um sie und sogar um das Vieh darin jammere. Er sagt von ihr, dass die Leute nicht unterscheiden könnten zwischen rechts und links, was auf die Mehrzahl aller Ungläubigen zutrifft. Deshalb mühte Sich Gott selber, Jona zur Erkenntnis seiner Hartherzigkeit zu bringen, ihm seine jämmerliche Gleichgültigkeit, ja seinen Groll und Missmut anlässlich der Schonung Ninives so recht erbärmlich und als im Gegensatz zu Gottes Herzen stehend erscheinen zu lassen.
Wenn Sich also Gott eines kleinen Häufleins Menschen und sogar noch des Viehes erbarmt, um wieviel größer wären Seine Leiden, wenn sich die meisten Menschen in einer ewigen Hölle befänden! Mit der Zurechtweisung des Propheten hat Er aber deutlich genug gezeigt, wie Er über eine so eigensüchtige Gesinnung urteilt. Angesichts eines leidenden Gottes und Christus in der Herrlichkeit würde es bestimmt allen denen vergehen, diese Gesinnung dort noch weiter aufrechtzuerhalten und zu verteidigen!
Deshalb werden denkende Gläubige die Theorie vom Auslöschen jedweder Erinnerung an ihre leidenden Verwandten nicht annehmen. Mit ihr vermag man auch nicht vom Beten für Verstorbene – was ja wirklich nicht geschehen soll – abzuhalten, denn solche Gebete erwachsen ja gerade aus dem Glauben an das Fegefeuer. Im Gegenteil! Die Lehre vom endlosen Gericht wird bekümmerten Gläubigen immer wieder ein – ach wie zaghaftes und fast ungläubiges – Flehen ihrer Herzen zu Gott entringen, Er möge ihnen schließlich doch noch gnädig sein!
Doch lässt auch dieser Schriftausleger noch eine Möglichkeit der Rettung offen als Trost für solch bekümmerte Herzen. Er stützt sich dabei aber nicht auf Verheißungen zukünftiger göttlicher Rettungen, sondern auf die Hoffnung, dass ungläubig Sterbende noch in letzter Stunde einen Blick auf das Kreuz tun und gerettet werden. Zu diesem Ausweg muss gesagt werden, dass dies ein Herunterhandeln wahrer, biblischer Bekehrung ist. Nach Gottes Wort wird Rettung nicht durch einen mystischen Blick aufs Kreuz empfangen, sondern durch die Annahme des Wortes vom Kreuz, das eine klare Heilserkenntnis und -gewissheit bewirkt, worauf ein dementsprechendes Bekenntnis folgt. Das kann aber nur bei vollem Bewusstsein geschehen. Wohl gibt es einige Fälle, wo Menschen auf ihrem Sterbebett, aber gewöhnlich unter schwerem Kampf, noch Gnade erhielten, die Heilsbotschaft im Glauben anzunehmen und es auch noch bezeugten, dass sie nun im Frieden mit Gott abscheiden könnten. Das kann aber nur geschehen, wenn der Geist noch klar ist, niemals jedoch in einem Zustand, bei dem die Außenstehenden nicht mehr wissen können, was bei einem Sterbenden innerlich vorgeht. Wenn tatsächlich in letzter Stunde ein Augenblicks-Blick auf das Kreuz genügte, um noch gerettet zu werden, so könnten das ja Ungläubige als ein Ruhekissen benützen. Und wenn sich weiter alle Gläubigen auf dies stützten und mit Bestimmtheit annähmen, dass ihre ungläubigen Angehörigen durch solch einen Blick noch gerettet würden, so bestände die Gemeinde Christi aus weit mehr Gliedern solcher Art Geretteter als aus solchen, die während ihres Lebens durch eine klare, biblische Rettung gingen.
Dieser Diener Gottes hat neben diesem noch einen anderen Trost für die, welche Fragen betreffs ihrer ungläubigen Verwandten stellen. Zu dem Thema: »Das rechte Gebet« schreibt er unter anderem:
»Viele versäumen, Fürbitte bei Lebzeiten zu üben; und möchten diese grobe Versäumnis- und Unterlassungssünde (denn sie haben den direkten göttlichen Befehl nicht ausgeübt) an den Verstorbenen nachholen, um ihre Gewissen zu entlasten. Wer in der Jetztzeit für die Bekehrung seiner Angehörigen betet, wird sicherlich die Verheißung erleben, ›so wirst du und dein Haus selig‹ (Apg. 16:31).«
Hierzu möchte man doch zuerst fragen, ob denn tatsächlich viele diesen Gebetsdienst versäumen. Das gehört doch zum nächstliegenden für einen jeden Gläubigen, und wir meinen hier wirklich wahre Gotteskinder. Darf daher nicht angenommen werden, dass es doch nur eine kleine Zahl Gläubiger ist, welche ihre ungläubigen Verwandten so leichtfertig übergehen?
Stimmt nun das, dass jedes Gläubigen Haus (Familie) auf seine Gebete hin gerettet wird? Ganz gewiss kommt das vor. Aber wie viele Fälle gibt es, wo das nicht zutrifft, und wie viele Gläubige müssen hinter den Särgen ihrer Verwandten hergehen, ohne dass sie durch ihre Gebete zum Glauben kamen. Freilich steht diese Verheißung in Gottes Wort. Aber ihre Anwendung auf unsere heutige Gemeindezeit ist ein Schlag in die Luft.
Der Gefängniswärter zu Philippi war als römischer Beamter, und wahrscheinlich griechischer Herkunft, gar nicht um sein Seelenheil bekümmert, weil er nichts von einer Hölle für Ungläubige wissen konnte. Er sah nur das Erdbeben und die Wunder, erschrak vor dem Zorne eines ihm unbekannten Gottes, weil man Seine Gesandten eingesperrt hatte, und wollte von diesem Zorne gerettet werden. In solchen Fällen wurde meist mit dem Hausvater auch seine Familie gerettet. Oder auch mit einem Weibe wie die Rahab (Jos. 2; 6:22-25). Wie diese Frau (Jos. 2:13), so verlangte auch der Gefängniswärter nicht mehr als Rettung vor dem Tode.
Wenn man schon an die Frage über den heutigen Heilsertrag herantritt, so muss gehört werden, was Gott in den Briefen des Apostels Paulus darüber aussagt. Vor allem finden wir darin keine einzige Verheißung, dass auf die Gebete des Einzelnen nun sein ganzes Haus gerettet wird. Vielmehr wird bei diesen Aussagen stets die Auserwählung berücksichtigt. So sagt Paulus über Ehen, wovon nur die eine Hälfte zum Glauben kommt: »Denn was weißt du, o Weib, ob du den Mann wirst retten, oder was weißt du, o Mann, ob du das Weib wirst retten, außer, wie es der HErr einem jeglichen zuteilt?« (1.Kor.7:16-17). Von seinem Dienst an Israel schreibt er (Röm. 11:14): »Meinen Dienst verherrliche ich, ob ich irgendwie möge die, die mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen retten«. Ein ähnliches Ziel verfolgte Paulus ebenfalls mit seinem Dienst an den Nationen, denn 1. Kor. 9:22 schreibt er: »Allen bin ich alles geworden, auf dass ich durchaus einige rette«.
Wenn der Apostel schon sagt, dass Gott alle retten will (1. Tim. 2:4), und dass Er der Retter aller Menschen ist (4:10), so sehen wir, dass er in seinem Dienst noch nicht dieses Ziel zu verwirklichen suchte, sondern nur auf die Herausrufung und Sammlung der auserwählten Glieder der Gemeinde hinarbeitete. Bei jener Begebenheit (Apg. 16:31) hat eben Paulus noch für das irdische Königreich gewirkt, welches an Pfingsten in Erscheinung getreten war. Die Auswirkungen dieses Dienstes unterscheiden sich von dem für die Gemeinde Christi darin, dass es bei ersterem Massenerfolge gab (Apg. 2:41; 6:7; 18:10), während durch den heutigen nur stets etliche aus der Menschheit gerufen und gerettet werden.
Bei der damaligen Reichspredigt ging es im Grunde gar nicht um Rettung aus ewiger Verdammnis, sondern vor den Gerichten, die hereinbrechen mussten, wenn Jesus weiter als Messias verworfen wurde. Wie konnten die Apostel auch Rettung vor einer ewigen Hölle verkünden, von der sie nie etwas gehört hatten? Jesus hatte sie nichts dergleichen gelehrt, sondern nur sie vor dem Feuer und dem Wurm in der Gehenna gewarnt (Mark. 9:42-50), in die alle Widerstrebenden bei der Aufrichtung des Reiches geworfen werden sollten, und deren Leichen, nicht »unsterbliche Seelen«, dort ein abschreckender Anblick sein würden (Jes. 66:23-24). Damit ist auch der immer wieder gemachte Einwand widerlegt, Jesus und die Apostel hätten die ewige Verdammnis gelehrt. Das alles zeigt, wie notwendig und wichtig doch die rechte Wortteilung ist, um Einblick in Gottes Rettungsplan zu gewinnen.
An diesen beiden Zitaten aus dem Buch eines Verteidigers der ewigen Verdammnis haben wir ein typisches Beispiel, wie der Kampf für diese Lehre geführt wird. Ihre Befürworter sehen wohl ein, dass der Heilsertrag in der heutigen Gemeindezeit eben doch zu klein ist. Auch haben sie so viel inneres Empfinden, dass sie Trauernden nicht einfach sagen, ihre ungläubig Verstorbenen blieben für immer im Feuersee, dem zweiten Tod, obwohl man das andererseits mit aller Eindrücklichkeit lehrt und von der Kanzel verkündigt. Solche zwiespältige Haltung kommt aber dem Arbeiten mit Ausflüchten gleich, welche die Trostlosigkeit und Härte dieser Lehre verbergen sollen.
Doch gehen ihre Befürworter noch weiter und können sogar betrübten Gläubigen unter tatsächlicher Ausschaltung der Verdammnislehre den Trost geben, dass sie ihre Toten ganz ruhig der Barmherzigkeit Gottes überlassen sollen, denn Er ist barmherziger mit ihnen als wir Menschen! Das sind ja wahre Zugeständnisse der ungöttlichen Herkunft dieser Lehre, denn das entspricht ja gerade dem Gegenteil von endloser Qual Es ist ein wohl unklares aber tatsächliches Betreten der ersten Stufe, die zur Wahrheit der Rettung aller Menschen führt. Denn auf die Frage: »Ja, was macht denn letztlich Gottes Barmherzigkeit mit den Ungläubigen?« gibt die Schrift die Antwort: »Er erbarmt Sich aller« (Röm. 11:32)! Die ungläubigen Verstorbenen der Barmherzigkeit Gottes zu überlassen, ist vernichtend für die Ewige-Verdammnis-Lehre. Damit wird sie von ihren eigenen Vertretern durch ihre Antworten verleugnet und im Stiche gelassen. Und sie geben zu, dass sie nicht aufrechtzuerhalten ist. Im Grunde können also die Verkünder dieser Lehre diese nur in oberflächlicher Theorie ganz vertreten, während ihre praktische Anwendung sich für alle den Opfern Nächststehenden, nämlich ihre Verwandten, als undurchführbar erweist.
Verstehen wir jetzt, für welch großen Zweck Paulus um seiner Verwandten willen leiden und dies in Gottes Wort aufnehmen musste? Nun, um mit dieser Gesinnung die Ewige-Verdammnis-Lehre in ihrer Kälte und Lieblosigkeit offenbar zu machen und bloßzustellen. Ferner um den Gläubigen, welche. die ewige Verdammnis glauben, jedoch in keiner Weise um ihre Verwandten besorgt sind, einen Spiegel vorzuhalten, in welchem sie ihren Mangel an Nächstenliebe erkennen. Und die Verkündiger dieses Dogmas sollen zur Einsicht gebracht werden, dass sie eine Lehre verkündigen, welche sich zurückziehen muss, wenn sie bedrückte Herzen mit Trost stärken und ihnen einen Schmerz wegnehmen soll, den sie ihnen unnötiger- und ungerechterweise selbst verursachte. Ferner sollen sie von ihrem doppelten Versagen beeindruckt werden, denn sie vermag weder die Liebe zu bezeugen, denn diese kennt sie nicht, noch die gerechten Gerichte Gottes zu verkündigen, weil sie diese irrtümlich gänzlich entstellt.
Der Zuspruch des wahren Vollendungszieles
O, wie ganz anders steht doch die Lehre von der Rettung aller Menschen da und besteht dazu glänzend die Probe, wenn betrübte Herzen nach Trost und Erleuchtung über das Los ihrer ungläubig verstorbenen Angehörigen verlangen! So wie diese Christus und Paulus nacheifernde Gesinnung die Ewige-Verdammnis-Lehre zum Verstummen bringt, macht sie die Aller-Retter-Lehre mit ihrem Reichtum an stärkendem und erquickendem Zuspruch offenbar. In diesem Dienst entfaltet sie sich als eine herrliche, Herz und Gemüt erquickende Geistesfrucht. Sie unterschlägt keine von Gottes Wahrheiten, sondern bezeugt sowohl die Liebe Gottes als auch Seine Gerichte und zwar in einer solch wohltuenden Harmonie, dass die Herzen mit unaussprechlichem Trost und freudigem Dank erfüllt werden. So hört denn, ihr lieben Glaubensgeschwister, die ihr in Betrübnis und Schmerz um eure ungläubig verstorbenen Verwandten seid, was euch Gottes Verheißungen und Weissagungen auf eure Fragen antworten.
Eure Verwandten haben im Unglauben ihr Leben vollbracht und wurden nun in diesem verlorenen Zustand vom Tode abgerufen. Aber letztlich sind sie nur deshalb nicht zum rettenden Glauben an Christus gekommen, weil sie eben nicht zur hohen Stellung der Gliedschaft am Körper (Leib) Christi zuvor von Gott auserwählt waren: »So wie Er uns auserwählt in Ihm vor dem Niederwurf der Welt,auf dass wir seien Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht« (Eph. 1:4). Die Schrift sagt ja, dass dieser Glaube der Auserwählten (Tit. 1:1) nicht allen (von Gott) geschenkt ist: »…und dass wir geborgen werden vor den ungehörig wandelnden und bösen Menschen, denn nicht aller Teil ist der Glaube.« (2. Thess. 3:2). Weil sie deshalb nicht zu den Toten in Christo gehören, so werden sie bei Christi Kommen auch nicht auferstehen: »… und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst.« (1. Thess. 4:16b), sondern bleiben weiterhin im Grabe. Aber deshalb sind sie nicht aus Gottes Rettungsplan ausgeschieden. Ein klärendes Wort über sie und ihren jetzigen Zustand spricht Gott Off. 20:5. Weil sie nicht mit den Gläubigen auferstehen, sind sie die »übrigen« mit dem Zusatz: »Die übrigen der Toten leben nicht …“. Ihr könnt deshalb beruhigt sein, denn eure Toten leiden jetzt nicht, weil sie nicht leben. Gottes Wort nennt die Verstorbenen die Entschlummerten oder Entschlafenen (1. Kor. 15:20) und will damit sagen, dass sie bewusstlos sind. Erst bei der Auferstehung werden sie durch die Wiedervereinigung von Geist, Seele und Körper wieder lebendig und erlangen Bewusstsein.
Die Auferstehung eurer Verwandten findet am Ende des tausendjährigen Reiches statt, und zwar zum Gericht vor dem großen weißen Thron (Ofb. 20:12-15). Es steht aber ausdrücklich geschrieben, dass sie verurteilt werden nach ihren Werken, und nicht, weil sie Christus im Glauben nicht angenommen haben. Das konnten sie ja gar nicht, weil sie nicht zu den Auserwählten gehörten. Andernfalls wäre ja Gottes Gericht nicht gerecht. Auf Grund der gefällten Verurteilung gehen nun eure Verwandten in die Gerichtsleiden ein, die genau ihren guten und bösen Werken entsprechen. Hier nun dürft ihr für sie Mitleid mitfühlen. Es darf jedoch kein hoffnungsloses sein. Der Richter ist ja der Heiland selbst, der aus Liebe auch für sie starb. Er wird deshalb nicht ein zweckloses Gericht oder gar noch eine endlose Qual über sie verhängen, sondern Seine Verurteilung wird sich an ihnen als ein heilsames Erziehungsmittel auswirken zu ihrer Zubereitung für den Empfang der auch sie rettenden Gnade. Mit Seiner Bitte am Kreuz für die schlimmsten aller Sünder, Seine Mörder (Luk. 0:34), hat Er ja das Prinzip, nach welchem Er richten wird, kundgetan.
Je nach ihren Werken wird dieses Gericht kürzer oder länger dauern, es wird aber stets Seiner Liebe und Gerechtigkeit entsprechen. Dies könnte aber nie der Fall sein mit einem blindlings die Werke gar nicht berücksichtigenden, ewigen Gericht. Nach der Urteilsvollstreckung gehen eure Verwandten in den zweiten Tod, in den Feuersee. Doch wie im ersten Tod, so sind sie auch in diesem bewusstlos und leiden nicht darin, denn diese Leiden ertrugen sie schon und sie erschöpften sich zuvor im Gericht. Das sind alles Vorgänge innerhalb der Äonen. Aber am Ende derselben, in der Vollendung, erfüllen sich dann die Verheißungen von der Errettung aller Menschen. Längst zuvor, am Ende des tausendjährigen Reiches, wurde der erste Tod aufgehoben (Off. 20:13) und darauf der zweite Tod eingeführt (V.14-15). Dessen Herrschaft als der letzte Feind dauert bis zum Abschluss der Äonen. Durch Paulus offenbart Gott, dass vermittels der siegreichen Königsherrschaft Seines Sohnes dann auch dieser als der letzte Feind aufgehoben wird (1. Kor. 15:26). Dann muss auch er restlos alle, die in ihn geworfen wurden, hergeben, und so auch eure ungläubig verstorbenen Verwandten. Jetzt erst wird Gott Seinen alle umfassenden Rettungsplan zur Ausführung bringen. Nun wird die große Aussöhnung an allen zur Auswirkung kommen durch das Blut Seines Kreuzes (Kol. 1:20). Alle werden In Christus lebendig gemacht (1. Kor. 15:22) und erhalten Rechtfertigung des Lebens und werden durch Christi Gehorsamstat am Kreuz als Gerechte eingesetzt (Röm. 5:18-19). Das Erbarmen Gottes wird sie alle umfassen (Röm. 11:32) zu ihrer Rettung und Beseeligung. Ihr alle nun, die ihr um die Zukunft eurer Verwandten bekümmert seid, dürft sie im voraus in diesem Stand der Begnadigung sehen und wie sie auf den Knien Christus als ihren wahren Retter und Herrn huldigen zur Ehre Gottes, des Vaters. Wie herrlich erhört doch Gott eure Gebete, die ihr während ihrer Lebzeit für sie getan habt! Deshalb dürft ihr stets zu euren Fürbitten für eure Angehörigen und alle Menschen im Voraus schon Danksagung für sie Gott darbringen (1. Tim. 2:1), weil alle noch ein Ruhm Seiner rettenden Gnade werden.
Ist das nicht eine herrliche und befreiende Antwort von Gott für alle, die da meinen, ihre ungläubig verstorbenen Angehörigen blieben für immer verloren? Und ist ein solcher Rettungsplan nicht unseres großen Gottes würdig? Wie muss hingegen die Ewige-Verdammnis-Lehre Sein so liebendes Vaterherz betrüben, weil sie Ihm eine solche Grausamkeit zutraut! Und was für ein Schmerz muss es für unseren Heiland sein, dass man Seinen so schwer erkauften Sieg einer Niederlage gleichmacht, indem man diesem ein so unvollkommenes Vollendungswerk unterschiebt! Denn weil Gott ja durch Ihn alle retten wollte, Er aber als der Sohn Ihm nur einige wenige zurückbrächte, so könnte Er doch nicht als der Sieger verherrlicht werden!
Der Glaube aber an die Rettung aller fußt nur auf Gottes- und nicht auf Menschenwort und ehrt Gott mit einem vollen Vertrauen. Ihm völlig glaubend, dass Er das, was Er will und verheißt, auch restlos durch Seinen Sohn erfüllen wird, weil ja alle Seine Verheißungen in Christus »Ja« sind (2. Kor. 1:20).
Und wie viele andere Probleme löst doch der Glaube an diese Gott so verehrende Lehre. Wer mit der Verdammnislehre behaftet über Mission und Evangelisation richtig nachdenkt, muss bedrückt werden ob des stets so kleinen Ertrages, weil er ja die große Masse als ewig verloren dem gegenüber sieht. Aber im Lichte des Planes Gottes ist kein Misserfolg zu erkennen. Mit dem Wort vom Kreuz ruft Gott Seine Auserwählten sowohl durch die Mission in fernen Landen wie auch durch die Evangelisationsarbeit in unseren Ländern. Kein Mensch, der von Ihm zuvor zur Gemeinde bestimmt wurde, bleibt zurück. Die Vollzahl erleidet keine Kürzung, denn ihr Vollendungsziel ist Röm. 11:25 klar verheißen. Deshalb sind die wenigen heute Geretteten doch ein Vollerfolg, weil der Ertrag Seinem Vorsatz für die Gemeindezeit entspricht. Dieser unverkürzte Glaubensblick lässt uns daher Mission und Evangelisation freudig zustimmen und auch dabei mithelfen, weil keine Mühe mit dem Wort vom Kreuz vergeblich ist, wenn auch bisweilen nichts oder wenig von Erfolg zu sehen ist. Man erschaut eben alles im Lichte der Vollernte und des Abschlusses des Rettungsplanes Gottes. Diese Erkenntnis bewahrt vor einem Hinarbeiten auf unechte Bekehrungen mit unlauteren Methoden, zu dem es kommt, wenn man die Rettung der Gesamtmenschheit gewaltsam in unsere Gemeindezeit zwängt und man die Erfüllung dieser Verheißung in der weiten Zukunft einfach nicht annehmen will.
Der Glaube an den Vollsieg Gottes bewirkt aber noch weit mehr. Weil in dieser Erkenntnis die völlige Überwindung aller Sünde und alles Bösen liegt, so regt sie mächtig zur Heiligung an und erfüllt das Herz mit inniger Liebe zu Gott und Seinem Sohn und zu allen Menschen. Denn weil Er Seine Feinde mit der Macht Seiner Liebe überwindet und zu Sich zieht, so spornt das auch uns zu der Feindesliebe an, die Christus in vollendeter Weise geübt hat.
Zu all diesen kostbaren Segnungen erweist sich außerdem die Erkenntnis der Wahrheit von der Rettung aller Menschen als eine Quelle mächtigster Überwinderkraft in Leiden jeder Art. Wer die ewige Verdammnis glaubt und sich in schweren Stunden Gottes Endziel für den größten Teil der Menschen als ein finsteres Höllenreich vorstellt, der wird damit keinen Zuspruch erhalten, Im Gegenteil, dessen Herz muss nur noch bedrückter werden. Die Gläubigen, die aber in schweren Kämpfen im Geist Gottes wahres Vollendungsbild vor sich sehen, dürfen erfahren, dass ihre Herzen von dem dort waltenden Licht und der Siegeskraft Gottes so erfüllt werden, dass sie auch aus allen dunklen Anfechtungen als Überwinder hervorgehen können.
Eine bedeutungsvolle Entscheidung
Die Tatsache, dass in der Gemeinde zwei solch gegensätzliche Lehren existieren, nötigt jeden Gläubigen, die Wahrheit zu ergründen. Nach der vorangegangenen Untersuchung und Prüfung an Gottes Wort sollte dies nicht schwer fallen. Manche Gläubige haben die Verdammnislehre angenommen, ohne genügend darüber nachgedacht zu haben. Man vertiefe sich aber einmal gründlich in sie, in diese schrecklichen und unaufhörlichen, endlosen Qualen der Massen, und versenke sich im Geist in diese rasenden, nie zu Ende führenden Schmerzen, welche nach der Lehre der ewigen Verdammnis für immer existieren würden! Ist es nicht so, dass man von Sinnen kommen könnte, wenn das wahr wäre? Allein ein gründliches Überdenken zeigt ihre Unmöglichkeit. Man sage nicht, das ist zu krass beschrieben! Eine endlose Qual unter einem nie aufhörenden Zorn Gottes kann in der Darstellung nie übertrieben werden, denn das schrecklichste Bild bleibt noch weit hinter der Wirklichkeit zurück. Da es aber dabei für Gott und uns um so vieles geht, muss diese Lehre bloßgestellt werden als das, was sie in Wirklichkeit ist, eine Irrlehre.
Wer aber trotzdem diese Lehre glaubt, der muss wissen, dass Gottes Wort ihn dazu verpflichtet, wie Paulus in großer Betrübnis einherzugehen und sein Leben in unablässigem Schmerz zu verbringen. (Und das noch in weit größerem Maß als Paulus, weil dieser ja nicht an die ewige Verdammnis der Seinen denken konnte, sondern nur an ihr unabwendbares völkisches Gericht als Glieder Israels, das seinen Messias verwarf.) Wird indessen weiter ohne Kümmernis daran festgehalten, dass die meisten Menschen in ein endloses Gericht kommen, so wird eine solche Gesinnung vom Worte Gottes als lieblos und herzenshart verurteilt. Und Diener Gottes, welche für diese Lehre einstehen, sind verpflichtet, mit ihrer Verkündigung auch die Anweisung zu geben, dass mit ihrer Annahme auch große Betrübnis und unablässiger Schmerz übernommen werde. Wer aber dies unterlässt, stellt sich darin bloß, dass er kein Mitgefühl mit den endlos Leidenden hat und dadurch auch die Herzen seiner Zuhörer zur Gefühllosigkeit erzieht.
Wer mit dem Glauben an die endlose Qual auch den Schmerz auf sich nimmt und zwar in seiner ganzen Schwere und in völliger Aussichtslosigkeit, einmal davon befreit zu werden, der wird erfahren, dass er dem Aufrichtigen auf die Dauer einfach unerträglich wird. Ja, es wird ihm bewusst werden, dass es ihm gar nicht möglich wäre, sein eigenes Herrlichkeitsleben zu genießen, und dass er es vorziehen würde, wie Paulus, um seiner Verwandten willen, von Christus verbannt zu sein. Und darauf käme der weitere Gedanke: Ja, wenn ich noch unvollkommener Mensch in der Liebe zum Nächsten in solche Trauer um die endlos Leidenden geführt werde, so muss dies doch noch viel mehr der Fall sein für Gottes und Seines Sohnes liebeerfüllte Herzen. Von allen würden aber Sie am meisten leiden, denn »Gott ist Liebe« (1. Joh. 4:9). Somit wäre einstens der Himmel eine wahre Trauerversammlung ohne Freudenlieder und Lobpreis.– Solche gesunden Gedanken sind eine gute Vorbereitung für die Annahme der Wahrheit des wahren Vollendungszieles. Wer auf diesem Wege zur rechten Erkenntnis gelangte, dem ist allein diese Erfahrung Grund genug, um niemals mehr zur Verdammnislehre zurückzukehren. Hatte sie ihm ja einen an der Glaubensfreudigkeit zehrenden Schmerz verursacht, während die rechte Lehre ihm diesen nahm und wahres Glück und vermehrten Dank zu Gott bewirkte.
Wir leben in der letzten Zeit kurz vor Christi Kommen. Die ungläubige Welt geht den sie ins Gericht führenden Weg, ohne dass sie darauf aufzuhalten wäre, denn auch bei diesem handelt es sich um die Erfüllung göttlicher Weissagungen. Hingegen wollen aber alle aufrichtigen und ernsten Gläubigen diese kurze Zeit noch benützen, um unserem Herrn noch viel Ehre auf Seinen Tag zu bereiten. Und hier bietet sich nun eine ganz große Gelegenheit dazu. Wer nämlich die Verheißung von Gott als dem Retter aller Menschen im Glauben willkommen heißt, ehrt den Heiland, zur Freude Seines Vaters, denn es ist ein Zeugnis für Seinen Vollsieg.
Aber dieser Glaubensgehorsam wird erst vollständig, wenn man diese Wahrheit nicht nur still für sich behält, sondern sie auch weiter verbreitet nach Gottes Anweisung, sie auch zu lehren (1. Tim. 4:10). Wenn alle, die sie unbezeugt in ihr Herz verschließen, offen damit hervorträten, so würde offenbar, dass diese Wahrheit von weit mehr geglaubt wird – selbst von Dienern Gottes – als man im Allgemeinen annimmt. Aber gewöhnlich wird sie aus Furcht vor Kämpfen und Leiden verschwiegen.
Und doch gehört es in diesem Leben zum Schönsten, sich für Gottes großes Endziel einzusetzen und diese so herrliche Offenbarung weiter bekanntzumachen und zu verbreiten. Da dies nun ein Widerstand gegen die falschen Lehren ist, welche Gottes Wahrheit verdunkeln, entstellen und sogar unterschlagen, so muss eben mit Leiden und Schmähung gerechnet werden. Jedoch, Übles für diese Siegesbotschaft zu leiden, ist ein Vorrecht, denn der Herr wird dieses Erdulden droben herrlich belohnen.
Schon hier unten wird man mit unsagbarer Freude belohnt und erquickt, wenn man mit dieser Freudenbotschaft bedrückten und bekümmerten Herzen wahren Trost und innere Aufrichtung bringen darf. Und Gott sei Dank, alle die in diesem Ihm wohlgefälligen Dienst stehen wissen aus Erfahrung, dass Er dieses Zeugnis so segnet, dass die Zahl stets zunimmt, die es annehmen und bezeugen, dass ihnen durch diese Wahrheit Gott und Christi Versöhnungstat am Kreuz so viel herrlicher und größer wurde.
Im Hinblick auf Christi baldige Wiederkunft kann die Wichtigkeit der rechten Lehreinstellung gar nicht genügend unterstrichen werden. Sie stellt jedem Gläubigen die Frage, mit welcher von den beiden Lehren er dann vor dem Herrn erscheinen möchte. Nach der Entrückung der Gemeinde wird Christus den großen noch ausstehenden Teil des göttlichen Planes in Ausführung nehmen, und dann sollte doch die hier unten gesammelte Erkenntnis eines jeden mit der Erfüllung von Gottes Heilsratschlüssen übereinstimmen. Es wird dann ja so sein, dass im Besitz des Auferstehungskörpers auch alle zusammen das Vollendungsziel einheitlich erkennen werden und für keinen mehr ein Zweifel darüber bestehen wird, da Gott nicht nur einst in den Verheißungen der Retter aller Menschen war, sondern dies dann auch mit der Tat sein wird.
Was für eine Beschämung wird es aber dann für die geben, welche mit der Ewigen-Verdammnis-Lehre als dem Unglauben an Gottes Endsieg dort oben ankamen und nun mit dieser vor dem Herrn stehen! Doch welch himmlische Freude werden dagegen diejenigen Gläubigen dann erleben, welche während ihres irdischen Lebens Gott als den Retter aller Menschen im Glauben aufnahmen und bezeugten und nun ihre Erkenntnis ganz mit Gottes Vollendungsziel in Einklang und Übereinstimmung finden werden! Das Herrlichste dabei wird sein, dass aus diesem Erkenntnisbild Christus selbst als der Sieger in voller Schönheit herausstrahlen wird zu Seiner Freude und zur Ehre Gottes, des Vaters!
Quelle: Konkordanter Verlag, Leipziger Str.11, 75217 Birkenfeld, www.konkordanterverlag.de
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